26.09.24: Überlebende des rechtsextremen Halle-Attentats spricht in Rosenheim

„Seit Halle ist alles anders”

Rosenheim (re). Christina Feist überlebte das antisemitische, rassistische und misogyne Attentat von Halle und Wiedersdorf. Sie lebt heute in Paris und kommt am 26.09.24 nach Rosenheim, um über ihre Erfahrungen der strafrechtlichen und medialen Aufarbeitung des Attentats zu sprechen.

Vor 5 Jahren, am 9. Oktober 2019, versuchte ein rechtsextremer Attentäter in Halle gewaltsam in die Synagoge zu gelangen und die Gemeindemitglieder, die sich anlässlich von Jom Kippur (dem höchsten jüdischen Feiertag) dort eingefunden hatten, umzubringen. Der Attentäter schaffte es nicht in die Synagoge einzudringen, doch auf seiner Flucht attackierte und verletzte er mehrere Menschen und erschoss Jana L. und Kevin S. Neben den Angriffen auf die Synagoge und einen Dönerimbiss bedrohte und schoss der Täter auf mehrere Menschen, die seinem rassistischen Menschenbild nach seine „Feinde“ waren. Sein „Manifest“ zeigt eine zutiefst antisemitische, rassistische sowie frauenfeindliche Gesinnung.

Christina Feist war 2019 zu Jom Kippur nach Halle gekommen und hat das Attentat überlebt. Sie lebt heute in Paris. Am 26.09.24 kommt sie nach Rosenheim ins TAM Ost (Chiemseestr. 31) und spricht ab 19:30 Uhr über ihre Erfahrungen der strafrechtlichen und medialen Aufarbeitung des Attentats. Ihre Erfahrungen stehen dabei beispielhaft für diejenigen von vielen Verletzten und Überlebenden rechtsterroristischer Attentate, die sich dagegen wehren, dass durch eine mediale oder auch juristische Pathologisierung die ideologischen Motive der Täter*innen verharmlost oder negiert werden. In ihrem Schlusswort zum Halle-Prozess betonte sie:

Das Attentat vom 9. Oktober 2019 war kein Einzelfall. Antisemitismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit sind keine neuen Erscheinungen und erst recht keine Missverständnisse, sondern Teil einer rechtsradikalen Ideologie, die die Demokratie fortwährend gefährdet. Wer sich diesen Realitäten nicht stellt, bagatellisiert Gefahr und Ausmaß rechter Ideologie. Wer diese Realitäten weiterhin stur verneint, verharmlost die Niederträchtigkeit eines Attentats, wie dem in Halle, und verhöhnt damit in letzter Konsequenz auch die Betroffenen und Hinterbliebenen. So kann es nicht weiter gehen“.1

Der von der Bibliothek_A organisierte Veranstaltung wird von der Amadeu Antonio Stiftung unterstützt und beginnt um 19:30 Uhr im TAM Ost (Chiemseestr. 31). Der Eintritt zu dem Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nie wieder ist jetzt!“ ist frei, es gilt ein Einlassvorbehalt2. Weitere Informationen gibt es im Internet unter:

1 „Deutschland hat ein Antisemitismus- und Rassismusproblem.“ Schlusswort von Christina Feist im Halle Prozess (2020). Zitiert nach: https://www.belltower.news/schlusswort-von-christina-feist-108859/

2Für sämtliche Veranstaltungen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nie wieder ist jetzt“ gilt der folgende Einlassvorbehalt: (gem. § 6 VersG / Art. 10 BayVersG): Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören oder der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen. Das Gleiche gilt für Personen, die bereits in der Vergangenheit durch nationalistische, verschwörungsideologische, rassistische, antisemitische, antifeministische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind oder Parteien oder Organisationen angehören, die durch solche Äußerungen in Erscheinung getreten sind.

Mi 25.09- Lesung „Großonkel Pauls Geigenbogen“ um 18.30 Uhr in der Städtischen Galerie Rosenheim

Die Initiative Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim lädt zu einer Lesung mit den Autor:innen Alexandra Senfft und Romeo Franz aus ihrem Buch „Großonkel Pauls Geigenbogen“

am Mittwoch, 25. 09. 2024 um 18.30 Uhr

in der Städtischen Galerie, Max-Bram-Platz 2, 83022 Rosenheim.

ein.

Die Lesung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nie wieder ist jetzt“ in Kooperation mit dem Stadtarchiv Rosenheim und der Städtischen Galerie Rosenheim statt. Musikalische Begleitung: Sunny Franz Duo

Die Einladung gibt es HIER

Über 30 Events gegen Rechts

Nie wieder ist jetzt – Veranstaltungsreihe in Rosenheim

Rosenheim. Von Mitte September bis zum 10.12.24 (Tag der Menschenrechte) findet im Raum Rosenheim die Veranstaltungsreihe „Nie wieder – ist jetzt“ statt. Zahlreiche Initiativen, Organisationen, Gruppen und Parteien organisieren über 30 Veranstaltungen zum Themenfeld „Geschichte, Gegenwart und Gegenstrategien im Kampf gegen die extreme Rechte“.

Bild: Programmheft „Nie wieder ist jetzt “ zur Veranstaltungsreihe in Rosenheim. Foto: Johannes Müller

Rechtsextremismus wird immer sichtbarer. Zum einen besteht nach den Landtagswahlen am vergangenen Wochenende in Thüringen und Sachsen zum ersten Mal in der Geschichte seit 1945 die reale Gefahr einer Landesregierung unter Führung bzw. Beteiligung einer im Kern faschistischen Partei. Zum anderen nimmt rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Deutschland immer weiter zu. Und auch im Raum Rosenheim müssen wir eine gesteigerte Aktivität von rechten Aktionen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit feststellen. Wir müssen jetzt aufklären, informieren und handeln. Nie wieder ist jetzt.“ Mit diesen Worten stellt Andreas Salomon vom Rosenheimer Bündnis gegen rechte Hetze1 die kommende Veranstaltungsreihe vor.

Der Aufruf des Bündnisses zu einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe hat in der Rosenheimer Zivilgesellschaft ein großes, positives Echo erfahren. Insgesamt finden nun im Veranstaltungszeitraum über 30 Events an 14 verschiedenen Orten statt. Das Programm ist sehr breit gefächert: Von Vorträgen, Lesungen und Workshops, über Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen und Exkursionen bis zu einem Konzert und einer Ausstellung gibt es die unterschiedlichsten Formate. Inhaltlich geht es sowohl um historische Themen als auch um aktuelle Erscheinungsformen des Rechtsextremismus, Verschwörungsidiologien und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Neben zahlreichen inhaltlichen/theoretischen Veranstaltungen gibt es auch einige praxisorientierte Formate. Überregional bedeutende Ereignisse werden genauso beleuchtet wie lokale Vorfälle. Die Veranstaltungsreihe bietet also ein breites Potpourri an Möglichkeiten, sich mit der Gefahr des immer sichtbarer werdenden Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. Bei allen Veranstaltungen gilt ein Einlassvorbehalt und viele sind kostenlos. Bei manchen ist auch eine Anmeldung oder ein geringer Teilnehmendenbeitrag erforderlich.

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen gibt es in einem gedruckte Programmheft, das an zahlreichen Kultur-, Bildungs- und Veranstaltungsorten in und um Rosenheim ausliegt sowie im Internet unter https://niewieder.rosenheim.social/