Sommer 23 – Veranstaltungsreihe in Rosenheim

„Antifaschismus bleibt notwendig“

Im Rahmen eines Zeitzeuginnengesprächs mit Ingrid Portenschlager (die Tochter des KZ-Überlebende Ernst Reiter) wurden die Rosenheimer Themenwochen „Antifaschismus bleibt notwendig“ vorgestellt. Im Sommer 2023 gibt es eine Veranstaltungsreihe zur Geschichte, Gegenwart und Gegenstrategien im Kampf gegen die extreme Rechte. Unterschiedliche zivilgesellschaftliche Gruppen, Organisationen, Parteien und Gewerkschaften organisieren neben Vorträge und Filmvorführungen auch Kulturevents und eine Stadtführung.

Mit der Veranstaltungsreihe „Antifaschismus bleibt notwendig“ knüpft das Rosenheimer Bündnis gegen rechte Hetze1 an die erfolgreiche Reihe „Antirassismus bleibt notwendig“2 des vergangenen Jahres an. Der fast vergessene rechte Mord an dem sozialdemokratischen Gewerkschafter Georg Ott vor hundert Jahren ist der historische Anlass für die vielfältigen geplanten Aktionen in diesem Sommer. An dem von der Arbeiterbewegung ausgerufenen „Antifaschisten-Tag“ am 29. Juli 1923 stürmten bewaffnete extrem rechte Akteure aus dem Spektrum der völkisch-nationalistischen „vaterländischen Verbände“ das Rosenheimer Gewerkschaftshaus, verprügelten die anwesenden Arbeiter:innen und ermordeten den Schlosser Ott3.

In dem Aufruf zur Veranstaltungsreihe heißt es deshalb „Heute – 100 Jahre später – wissen wir, dass der Faschismus zu den größten Gräueltaten gegen die Menschheit führte. Wir wissen aber auch, dass Faschist:innen bis heute Menschen bedrohen, angreifen und ermorden, und so ist es leider immer noch wichtig zu betonen: ‘Antifaschismus bleibt notwendig!’“4

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe sprach am 21.04.2023 Ingrid Portenschlager, die Tochter des KZ-Überlebenden Ernst Reiter5 im Rosenheimer Gewerkschaftshaus6. Auf beeindruckende Weise schilderte die 1949 geborene Zeitzeugin der zweiten Generation nicht nur das Leben ihres Vaters, welcher als Wehrdienstverweigerer das Konzentrationslager Flossenbürg mit all seinen Brutalitäten (Folter, Zwangsarbeit im Steinbruch, Todesmarsch …) überlebte. Sie berichtete auch, was es bedeutet, von einem schwer traumatisierten Menschen erzogen zu werden, und sprach über die gesellschaftliche Ausgrenzung und Verspottung, welche sie als Kind eines ehemaligen KZ-Häftlings erfuhr.

Die weiteren Events der Rosenheimer Themenwochen sind vor allem für Juni/Juli geplant. Als nächstes referiert auf Einladung von attac am 30.Mai Alfred Eibl zum Thema „Migration, Geflüchtete und unser Sozialsystem – Wer profitiert von wem?“ Nach dem CSD7 am 03.06. wird es dann am 04.06. ein Open Air Kino und Filmgespräch mit dem Dokumentarfilm „es kann legitim sein, was nicht legal ist“ über den KZ-Überlebenden Martin Löwenberg geben. Cemal Bozoğlu (MdL) spricht am 20.06. über „Aktuelle Tendenzen des Rechtsextremismus“ und der Historiker Sebastian Zehetmair referiert am 22.06. unter dem Titel „Im Hinterland der Gegenrevolution“ über „Die Arbeiterbewegung in der Ordnungszelle Bayern“. Musikalisch gibt es am 23.06. ein Soli-Konzert in der Asta-Kneipe und am 24.06. eine Kundgebung unter dem Motto „Bass gegen Hass“ am Salzstadel. Nach einem Vortrag am 27.06. zum Thema „Die AfD und die soziale Frage“ und einen Film am 02.07. über das Leben des in Kolbermoor ermordeten Carlos Fernando referiert am 05.07. Professor Dr. Klaus Weber über die Notwendigkeit von Antifaschismus. In zwei Vorträgen am 11.07. und 12.07. analysiert dann Andreas Salomon „Die Rosenheimer Ortsgruppe der KPD 1919–1933″ und stellt die „Biografien Rosenheimer Kommunisten, die in das KZ Dachau eingeliefert wurden“ vor. Mit einem Vortrag der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus“ über „Frauen in der extremen Rechten“ am 15.07 und einer Soli-Tanzveranstaltung am 21.07. geht die Reihe dem Ende zu. Die Schlußveranstaltung ist eine antifaschistische Stadtführung „In Gedenken an Georg Ott“ am 29.07. (11:00 Uhr Salzstadel) von der Rosenheimer Geschichtswerkstatt.

Weitere Informationen, Veranstaltungsdetails und Hintergründe gibt es im Internet unter: https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/

Veranstaltungsübersicht:

Antifaschismus bleibt notwendig

Rosenheimer Themenwochen zur Geschichte, Gegenwart und Gegenstrategien im Kampf gegen die extreme Rechte 2023

1 Das „noAfD – Bündnis gegen rechte Hetze“ hat sich zusammengefunden, um gemeinsam und gewaltfrei gegen Aktionen der Rosenheimer AfD vorgehen zu können und über die Gefahr aufzuklären, die von dieser Partei ausgeht. Das Bündnis setzt sich aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und Individuen zusammen, um Protest gegen Aktionen und Veranstaltungen der AfD zu organisieren. Zusätzlich setzt das Bündnis sich auch inhaltlich z.B. in Form von Vorträgen und Diskussionsrunden mit der (extremen) Rechten auseinander. Weitere Infos: https://noafd.rosenheim.social/

2https://antirassismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/

3 Vgl. Geschichtswerkstatt Rosenheim (2023): Georg Ott und der Antifaschistentag 1923 in Rosenheim: Ein fast vergessener rechter Mord, https://geschichte.rosenheim.social/georg-ott/

4 Vgl. https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/2023/01/03/antifaschismus-bleibt-notwendig/

5 Vgl. https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/geschichte/haeftlinge/ernst-reiter

und https://www.stolpersteine-graz.at/stolpersteine/reiter-ernst/

6 Einladung: https://z-rosenheim.org/wp-content/uploads/sites/5/2023/04/20230324_Zeitzeugen2Generation_Einladung.pdf

7 Der Christopher Street Day (CSD) ist ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen. An diesem Tag wird für die Rechte dieser Gruppen sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung demonstriert.

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